Wunderbar geschlafen. Es ist unendlich ruhig hier.
Und schön.
***
Der Rest des Tages, der Woche verläuft dann weit nüchterner und unromantischer als geplant und erhofft: Der Vormittag vergeht mit der Anlieferung der 2 x 5-Meter-Küchenarbeitsplatte und dem Warten auf den T*ele*k*om-Mann. Eigentlich sollte nach seinem Verschwinden alles klappen, tut es aber nicht. Wie sich in den kommenden Tagen herausstellt, hat er das falsche Kabel angeschlossen. Unwichtig, denn Telefon und Internet können wir aus Zeitgründen sowieso erst mal nicht nutzen.
***
Wir pendeln zwischen alter Wohnung und Haus, zwischen weiterpacken und abbauen und aufbauen. Im neuen Haus schaffen wir es allerdings in der ersten Woche nur, die Notküche, für die wir uns kurzfristig entschieden haben, aufzubauen. Wenigstens eine Spüle und glücklicherweise eine einzelne Herdplatte von Schwiegermama. Dazu Mikrowelle, kleiner Mini-Backofen.
***
Inzwischen mag ich nicht mehr in die alte Wohnung. Und Lust auf die restliche Packerei habe ich auch keine. Bis einschließlich Sonntag (2.11.) sind wir aber mit der alten Bude noch beschäftigt. Erst am Sonntag holen wir die Lampen und Vorhänge, Übergabe dann am 3.11. abends.
***
Der Wiederaufbau beginnt genau gerechnet leider erst ab dem 4.11., nachdem wir mit einer Kanalverstopfung, halben Keller-Überschwemmung, Heizungsausfall, Heizungsproblemen, weiterhin fehlenden Fliesen, falsch gelieferten Fliesen, nicht funktionierenden Telekommunikations-Leitungen, nicht funktionierenden Elektro-Leitungen usw. usf. zu tun hatten.
***
Erster Einsatz in meinem neuen Büro: 11.10., gegen Nachmittag. Erst seit diesem Tag läuft kommunikationstechnisch alles rund. Und die Arbeit stapelte sich ins unendliche …gut zwei Wochen hat es also gedauert, bis ich wieder einigermaßen im Plan bin.
***
Und seither: 1001 Geschichten … mal sehen, wo und wie sie erzählt werden. Das Leben hält so viele Überraschungen bereit.
***
Packen, packen, packen: Umzugstag.
***
Um 8.30 Uhr kommen unsere Umzugsleute. Während die erste Fuhre beladen wird, fahre ich ins Haus und wische den Kellerboden.
***
Packen, packen packen.
Schwiegermutter alarmiert, sie bringt gegen Mittag belegte Brötchen für alle und Kaffee. Ich hatte geglaubt, dass ich das noch selber hinbekommen, irgendwie.
***
Am Nachmittag ist klar: Es ist nicht zu schaffen, nicht an einem Tag. Niemals. Nicht weil wir noch nicht alles gepackt und abgebaut haben. Nein. Völlig unterschätzt hatten wir die Lauferei und Verteilerei auf insgesamt vier Geschosse im neuen Haus. Mehr Fläche beim Einzug zu haben ist zwar von Vorteil, wenn sich die Fläche aber auf DG, 2. OG, 1. OG und Keller erstreckt, kostet das alles schlicht viel mehr Zeit.
***
Also beschließen wir gemeinsam, dass das Team am Freitag (31.10.) noch mal anrückt und den restlichen Umzug macht. Zurück in der alten Wohnung bleiben alle unserer Klamotten (zum Glück habe ich zwei „Not-Kisten“ zum persönlichen Transport nach dem Reise-Schema gepackt), viele Kisten, einige Möbel.
Der Freitag wird dann noch einmal ein kompletter Umzugstag von früh morgens bis abends gegen 22 Uhr. Wir haben ein Riesenglück, dass das Team auch Entrümpelungen macht und am Abend dann noch den ganzen Schrott aus dem Keller, um den wir uns nie kümmern konnten, einlädt und für uns entsorgt.
***
Irgendwann spät in der Nacht beziehe ich das Bett, das vorerst aus Matratze plus Rost auf dem Boden liegend besteht, ich habe das Traumbett leider noch nicht fertig bekommen, mit frisch duftender Wäsche und … freue mich.
Geschafft.
Fast.
Aber: Angekommen. Endlich.
Packen und Putzen steht auf dem Programm. Packen in der alten Wohnung, Putzen im neuen Haus. Ich weiß nicht mehr was wir wann wie gemacht haben, aber es war viel und viel und mehr und alles und … restlos erschöpfend. Keine Ahnung, wann wir ins Bett gefallen sind.
***
Wenn ich im Haus bin, möchte ich nicht mehr weg. Dieses Heimat-Gefühl hatte ich in dieser alten Gammelbude von Anfang an. Ich gehe die Treppen rauf und runter und bin zu Hause. Immer schon. Jetzt wo die WCs hängen, die Waschbecken, die Dusche, alles mehr und mehr bewohnbar aussieht, steigert sich dieses Gefühl noch.
***
Ich weiß nicht mehr exakt, wann ich es erfahren habe, ich denke am Freitag Abend, egal: Die meisten Heizkörper-Thermostate können nicht montiert werden, auch hier fehlt wieder irgendein Zwischenstück. Fazit, aus heutiger Sicht: Bis heute (27.11.2008) haben fast alle Heizkörper keinen Thermostat, wir regeln sie gar nicht oder eben über eine Kappe, das ist dann allerdings nicht regeln sondern lediglich öffnen oder schließen. Was soll’s, ohne Türen heizen wir uns ohnehin erst mal `nen Wolf. Puh.
***
Und dann kam da am Freitag irgendwann noch die Nachricht von einem Heizkörper, der aus der Verankerung gerissen ist, als der Fliesenleger die Fensterbänke einsetzte. Dieser Heizkörper steht jetzt also auf irgendeinem Mauerstein und hängt schräg und schepps an der Wand.
***
Erwähnte ich schon, dass die Speisekammer nicht fertig gefliest werden kann, weil etwa ein halber Quadratmeter Fliesen fehlen?
***
Ansonsten besteht das Samstag-Programm aus: Packen, packen, packen. Irgendwann am Nachmittag gehen die Kartons langsam zu Neige und wir düsen so kurz vor Geschäftsschluss zu *I**KE*A, die haben 1. welche, 2. noch auf.
***
Aus der Erinnerung heraus versuche ich nun, die Tage 6 bis 1 zu erfassen … In der Tat kann ich mir erste heute, fast exakt einen Monat nach Umzug zum ersten Mal Zeit nehmen fürs Aufarbeiten dieser Texte. Was noch lange nicht bedeutet, dass hier alles fertig ist und ich nur noch die Blümchen aufstelle und schon Weihnachtsplätzchen backe. Bei weitem nicht.
***
Am Freitag, Tag 06_01, vor Umzug also türmte sich alles: Morgens Transport der großen Möbelstücke (unser Riesensofa plus Kerls altes Sofa plus vier Schränkchen, die im Flur nur Platz wegnehmen), darum kümmert sich Kerl. Währenddessen fahre ich ins Haus, erwarte die Anlieferung der frisch lackierten neuen alten Schränke, die direkt an Ort und Stelle ins 2. OG gestellt werden sollen.
***
Als ich ankomme, steht ein LKW vom Sani-Großhändler vor der Tür und fünf, sechs, sieben verschiedene Leute tragen unendlich viele Sachen ins Haus. Ich bekomme fast Panik beim Anblick der vielen Leute, die durch die Geschosse latschen mit ihren dreckigen Schuhen. Just in dem Moment kommt auch schon der Schreiner mit den Schränken.
***
Während die Sanis alle WCs, Waschbecken, Armaturen, Pipapo verteilen, auspacken, der Fliesenleger irgendwo weiterwerkelt (endlich wieder da!) und die Maler überall die letzten Pinselstriche setzen, ächzen die beiden Schreiner die beiden Etagen durchs enge Treppenhaus mit den schweren Schränken, die sich leider nicht zerlegen ließen.
***
Kurzzeitig sind vier Sanis, zwei Maler, ein Fliesenleger und zwei Schreiner im Haus. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Und da kommt auch schon Kerl mit vier Möbelpackern … und dem Sofa und Pipapo.
***
Bevor ich wieder in der alten Wohnung weiter packen kann, hole ich die Parkverbots-Schilder für den Umzugstag beim Bauhof und bringe die Bezüge des Riesensofas in die Reinigung.
***
Irgendwann gegen Nachmittag bin ich dann wieder in der alten Wohnung und packe weiter. Währendessen kümmert sich Kerl um den Handwerker-Auflauf …
Umzugsurlaub, erster Tag.
***
Stückchen Bienenstich, Tasse Kaffee. Pack-Pause. Ich mag packen für einen Umzug nicht. Bin so oft umgezogen in den letzten Jahren. Und weil wir seit langer Zeit nichts anderes machen als bauen und planen, ist hier alles mehr oder weniger chaotisch. Es funktionierte zwar alles und meine Mama sagt immer, dass das, was ich als Chaos oder als schmutzig bezeichne, für andere Ordnung und "sauber!" wäre. Nichtsdestotrotz ist seit langem überfällig, auszumisten, zu sortieren usw. usf. Ich mag Unordnung nicht.
***
Kerl macht schon seit heute morgen Fein- und Schleifarbeiten an allen möglich Stellen, die noch mal gestrichen werden müssen.
***
Der Maler ist noch mal zum Ausbessern da. Und bis Kerl fertig ist mit den Vorarbeiten, pinselt er schon die Dachfenster weiß. Ich beneide ihn gerade um seinen Job: Er steht bei Sonnenschein an den geöffneten Dachfenstern, die Aussicht reicht bis Duisburg, es ist ruhig im Haus, nur Kerl lärmt ein bisschen, und pinselt sorgfältig vor sich hin.
***
Der Fliesenleger ist heute nicht da. Unangekündigt, nicht erreichbar. Vermutlich brennt's auf einer anderen Baustelle noch mehr als auf unserer. Na prima. Zwei Arbeitstage bis Einzug und kein Bad fertig. :-(
***
Kellerboden kann noch nicht gelegt werden, weil die Ausgleichsmasse noch zu nass ist.
***
Es ist unmöglich, als Freiberufler Urlaub zu machen. Schon gar nicht, wenn alle wissen, dass man umzieht und nicht in den Süden oder Norden oder sonst wohin fährt. „Urlaub, ab heute? Ich dachte, du bist im Prinzip da und ziehst nur um!“
***
Erste Wände in einem Bad sind verfugt. Mit viel Glück und Daumendrücken werden wir in der ersten Nacht also tatsächlich ein benutzbares Bad haben.
***
Am meisten beschäftigt mich die Tatsache, dass noch einige Tage (Wochen?) der Fliesenleger plus die Sanis plus der Elektriker im Haus sein werden – und es bis Ende November keine Türen gibt. Thema: menschliche Bedürfnisse. Da werde ich dann wohl freiwillig genauso wie die Handwerker das Di*xie nutzen.
***
Treppe in den letzten Tagen aufgrund 1001 wichtiger Dinge vernachlässigt, ebenso das Bett. Heute also: Bett schleifen, streichen, trocknen lassen. Währenddessen Packen. Dann wieder Bett schleifen, streichen, trocknen lassen.
Und heute Abend und Nacht: Treppenstufen abbeizen, die vorletzte.
Heute Logistik pur. Die Liste der Anliefer- und Abholtermine für die kommenden Tage ist unendlich lang.
***
Erster Karton gepackt.
***
Puh.
***
Freundin C. hat Recht, als sie mich anruft und fragt: „Wozu machst du das eigentlich, das Blog, wenn du doch keine Zeit hast.“
Weil ich mich später erinnern möchte. An jeden Tag. Weil „Dinge aufschreiben“ mein Beruf ist und zu mir gehört.
Und weil ich endlich wieder anfangen möchte, Dinge für mich zu tun. Zehn Minuten am Tag. Wenigstens.
Ich bin mir in den letzten Jahren ein bisschen verloren gegangen.
Nächste Woche ziehe ich wieder ein.
Der Elektriker hat viele Leuchten fertig montiert … erste Lichtprobe in den Zimmern, die wir zum Glück früh genug planen und durchdenken konnten.
***
Es ist wunderschön, nach drei Jahren Arbeit, Denkerei, Plackerei, Schutt-Schlepperei in einem Haus, das weder Heizung noch Elektrik hatte, in dem der Holzwurm wütete und der Verfall aus allen Ecken müffelte, auf einen weißen Schalter zu tippen und eine schöne Lampe anzuschalten.
***
Heute habe ich zum ersten Mal ein paar Tränchen rausgedrückt. In der alten Hütte, die keine alte Hütte mehr ist.
***
Es gab einen Zeitpunkt, zu dem ich nicht mehr glaubte, dass wir das alles schaffen, körperlich, geistig, finanziell. Nicht zusammen, nicht einer von uns beiden alleine. So eine Komplett-Sanierung über mehrere Jahre hinweg zehrt an allem. An Freundschaften, an der Beziehung, an der Kraft.
***
Oft habe ich mich gefragt, wozu wir uns das überhaupt antun … aber das ist ein ganz anderes Thema, das ich an anderer Stelle mit mehr Zeit im Nacken schreiben werde. Denn es führt mich wieder an den Anfang, an den Gedanken Heimat.
Nach dem Frühstück transportieren wir eine doppelte Palette per Dachträger ins Haus. Sie wird als Eingangsbereich dienen, damit wir nicht immer durch den Matsch zum Haus laufen müssen. Gibt nämlich weder Weg noch Pflaster. (Keine Klingel. Keinen Briefkasten. Das lösen wir irgendwie).
***
Dann: Gleiches Programm wie Freitag, nur ohne Abbeizen der Stufen. Also: Aufräumen, putzen, putzen. Außer dem Treppenhaus sind alle fünf Kellerräume inklusive der Fenster dran: Morgen soll hier der Boden gelegt werden. Alles muss also raus.
***
Kerl räumt auf, schleift den verspachtelten Riss in der Wohnzimmerwand. Währenddessen putze ich noch eben das Erdgeschoß durch … hier werden irgendwann Anfang nächsten Jahres meine Schwiegereltern einziehen. Sprich: Sobald wir drin sind und wieder einigermaßen aus den Kartons sind, müssen wir das Erdgeschoß fertig und bewohnbar machen.
***
Und zum Abschluss des Tages legen wir alle Gehzonen des Parketts mit Malerpappe aus, ich wische noch mal das komplette Treppenhaus durch … Feierabend gegen Mitternacht.
***
Kochen, essen, irgendwann gegen 2 Uhr halbtot ins Bett fallen. Kennen wir von gestern. Uffz.
Freitag Abend … Treppen abbeizen & Putzorgie: Da fast alle Räume geschliffen und geölt sind, können wir sie nicht mehr betreten. Statt dessen also weitere Stufen abbeizen und dazwischen putzen, putzen, putzen. Das Treppenhaus sieht katastrophal aus.
***
Gleiches Programm für Samstag; Treppen abbeizen & Putzorgie. Als wir irgendwann gegen Mitternacht von der Baustelle kommen, tun mir die Hände weh. Und die Arme. Und die Beine.
***
Kerl klagt zum ersten Mal seit ich ihn kenne, dass er durch ist.
***
Kochen, essen, irgendwann gegen 2 Uhr halbtot ins Bett fallen.
Gestern Abend kein Einsatz auf der Baustelle. Dafür lange im Büro gesessen, Kerl und ich, jeder in seinem. Habe noch meine Buchhaltung geschafft und alle wichtigen Adressinfos auf die Reise gebracht.
***
Noch ein größeres Job-Projekt bis Urlaub: Zur Verfügung stehende Zeit: 2 Tage. Notwendige Zeit: 5 Tage. Uffz.
Gut ist, dass ein Großteil meiner Kollegen und „Kunden“ auf der Buchmesse weilen und ich in dieser Woche kaum Anfragen, Zwischenfragen oder kleine Zusatz-Aufträge bekomme.
Aber: Zum ersten Mal seit Jahren bin ich selbst nicht auf der Messe. Komisches Gefühl. Buchmesse ist der wichtigste Kontaktpunkt im Jahr für mich.
***
Bei Nacht und mit Taschenlampen-Schein sieht das geölte Parkett schon wunderschön aus. Heute werde ich es bei Tageslicht sehen. Freu mich riesig drauf. Fertig geschliffen und geölt ist das komplette Dachgeschoss plus zwei Zimmer im 2. OG. Mal sehen, was er heute schafft, der rauchende, Kaffee verschüttende Parkettleger, der Holzböden hasst, bei all diesem Widersinn aber ausgesprochen gut, schnell, sauber und gründlich arbeitet.
***
Den Vormittag mit Orga-Kram verbracht: Kartonagen nachbestellt, Nummer Sicher, obwohl ich noch nichts, gar nichts, gepackt habe. Reinigung für den Sofa-Bezug aufgetan und mit einer sehr netten, älter klingenden Dame darüber geplaudert, dass man Dinge, die einem wichtig und wertvoll sind, nicht einfach jedem anvertraut. Das riesengroße weiße Sofa hängt mir irgendwie am Herz. Es ist Kerls und meine erste gemeinsame, größere Anschaffung und auch ein Geschenk meiner Mutter. In München haben wir viele Stunden darauf verbracht, seit ich Ende November 2004 hier her gezogen bin, steht es nahezu unbenutzt in unserem Pseudo-Wohnzimmer, das in den letzten Jahren der Bauzeit nur noch als Abstellraum diente. Ich kann exakt an zwei Händen abzählen, wie oft wir darauf in den letzten vier Jahren gelümmelt haben …
Der Tag beginnt mit einem zickigen E-Mail-Programm. Jenes Programm, das mir im Januar diesen Jahres schon mal größere Probleme bereitete. Im Prinzip kein Thema, just in dem Moment, da die Datenbank abrauschte, hatte ich gerade eine komplette Datenspiegelung gemacht. Mich wirklich drum kümmern kann ich nicht. Muss liegen bleiben wegen zu vieler anderer Baustellen. Aber am 10.11., da muss ich im neuen Büro wieder 100% einsatzfähig sein. Toll wäre, wenn ich einfach *schnipp* machen könnte und jemand wäre hier, der sich darum kümmert.
***
Aus dem Land des Fliesen-Märchens: Die verschwundenen Fliesen sind wieder aufgetaucht, vom Chef persönlich gestern Nachmittag vorbei gebracht. Die Pakete sehe aus, als hätten sie drei Wochen lang irgendwo im Dreck herumgelegen. Viele der Netze sind beschädigt und unvollständig, alle Pakete nass, aufgeweicht, kaputt und dreckig. Egal. Hauptsache da und verarbeitbar.
***
Von Fliesen und Fugen: Was würden Sie wählen?
Wir hatten genau von gestern Abend, 20 Uhr bis heute morgen 8 Uhr Zeit, uns zu überlegen, ob wir annähernd weiße Fugen oder doch lieber kittgraue wollen. Die Mischung wird’s bei den helleren beiden und beim dunkelgrauen Mosaik in jedem Falle die dunkle Fuge.
***
Schön, dass auch mal was schneller geliefert wird. Doof, wenn es gerade gar nicht passt und schon gar nicht wie vereinbart angekündigt wird: Die Massivholzarbeitsplatten. Insgesamt 200 Kilogramm Holz am Stück … geliefert von einem einzelnen Herrn. Annahme verweigert, den Morgen mit hin- und her telefonieren verbracht. Neuer Liefertermin: 29.10., also Tag 0.
***
Heizkörper! Schöne Röhrenradiatoren hängen nun überall und endlich ist die alte Bude kuschelig warm und sieht noch viel bewohnbarer aus. Haken: Der Thermostat-Regler sitzt falsch – unten statt oben. Sprich: Früher oder später werden alle Heizkörper komplett ausgetauscht werden. Fragt sich nur, wer die Kosten trägt. Fazit: Statt eines Punktes, den man einfach abhaken kann, haben wir wieder eine „Baustelle“, etwas , das geklärt, besprochen, verhandelt, bestellt, geliefert, montiert werden muss.
***
Wie lange nach Umzug werden wir wohl ganz ohne Küche sein?
Kerl wird heute morgen operiert. Kiefer. Passt gar nicht, muss aber.
***
Das Fliesen-Dilemma weitet sich aus. Der Fliesenleger ist seit zweieinhalb Wochen dran und kein Bad, kein WC ist fertig. Material fehlt, Material wurde nicht bestellt, Material wurde bestellt und wird nicht geliefert, Material wurde bestellt, angeblich auch geliefert und ist verschwunden.
***
Ich habe Panik.
***
Die Heizkörper-Anschluss-Stücke für die falsch gelieferten Heizkörper sollen heute kommen. Angeblich ist dann bis morgen alles montiert. Das heißt für mich: Nachtschicht Boden sauber machen, weil dann morgen doch der Parkettleger kommt und schleift und ölt.
***
Ich habe Panik.
Die denkbar schlechteste Nachricht bekam ich gestern Nachmittag: Unsere Fliesen, allesamt Sonderformate („Riemchen“ und „Mosaik“) sind unauffindbar.
Unauffindbar.
***
Wir warten ja seit Beginn der Fliesenarbeiten darauf, dass endlich das komplette restliche Material auf der Baustelle angeliefert wird. Jetzt wissen wir’s: Keiner weiß, wo sie sind. Es gibt einen Lieferschein, demzufolge sie auf dem großen Hof des Fliesenlegers abgeladen worden sind. Aber dort sind sie nicht mehr. Und da es kein kleiner Fliesenleger ist, gibt’s offenbar 20, 30 Baustellen, bei denen sie gelandet sein könnten.
Sprich: Weder Boden noch Wände in unserem Dusch- und Wannenbereich können gefliest werden.
Keine Ahnung, wie die Nummer ausgeht. Keine. Unauffindbar. Das Wort existierte bislang nicht in meinem Wortschatz.
***
Die zweit schlechteste Nachricht sah ich dann gestern Abend selbst: Die Zwischenstücke, Adapter oder wie auch immer man die Teile nennt, die all unsere Heizkörper (zur Erinnerung: Der Hersteller hatte falsch geliefert) passend für die Anschlüsse machen sollten, sind noch immer nicht da.
Sprich: Immer noch kein einziger Heizkörper montiert. Kein einziger.
Und auf Donnerstag war der Parkettleger bestellt, der den Endschliff und das Ölen des Bodens auf drei Etagen ausführen sollte … Dem müssen wir wohl absagen …
***
Wie heißt der Satz? Alles wird gut.
***
Ich habe Panik.
***
Alles wird gut.
Vier Stunden Schlaf sind einfach zu wenig. Fühle mich vollkommen gerädert. Draußen vor meinem Büro kreischen wieder irgendwelche Schüler, lassen halbstarke Berufsschüler ihre Anlage dröhnen, während sie im Wagen auf irgendwen oder niemanden warten, die Ferien sind vorbei, der Verkehr hat zugenommen, die Autos dröhnen und rauschen, jedes Mal wenn die Straßenbahn vorbei donnert, wackelt meine Schreibtischlampe, die ältere Dame in der Wohnung über mir läuft heute morgen schon im Dauerlauf auf Stöckelschuhen durch ihre Wohnung – tock-tock-tooock-tock-tock – und ich freue mich so sehr auf das neue Büro, indem es endlich sehr viel ruhiger ist.
***
An einer vierspurigen Hauptverkehrstraße mit Straßenbahn in der Mitte zu leben und arbeiten, kostet ganz schön Nerven. Und Konzentration. Beides ist knapp geworden bei mir. Und beides kann man nirgends kaufen.
Heute will ich die ersten Kisten packen. Wenn ich es schaffe. Bis Ende der Woche muss ich noch die Arbeit dieser und der kompletten nächsten Woche erledigen. Doppeltes Pensum.
***
Jetzt habe ich alles runtergeschrieben und habe zumindest das Gefühl, etwas sortierter zu sein.
Heute morgen sind wir vor dem Frühstück erst mal schnell raus und haben weitere acht Stufen mit dem Abbeizer eingestrichen. Das dauert etwa eineinhalb Stunden – einer streicht Stufe für Stufe gleichmäßig und gründlich ein, der andere deckt mit einer passgenau zugeschnittenen Folie (schlicht: A*ld*i-Müllsäcke) die Stufe ab, dabei dürfen keine größeren Luftblasen oder Falten entstehen, da das Zeug an diesen Stellen sonst nicht richtig wirken kann.
***
Nach Hause, frühstücken, noch mal ausruhen. Dann wieder raus. Stufe für Stufe abziehen, abwaschen, dauert wieder knapp zwei Stunden, inzwischen sind wir richtig gut eingespielt.
***
Eigentlich war dann nur eine kleine schnelle Aufräum-Aktion geplant, denn nach den Wochenenden müssen wir unseren Kram immer wieder weg räumen … Ich glaube, es war wieder kurz vor Mitternacht.
Nach dem Essen dann noch kurze Besprechung zu den Dingen, die diese Woche unbedingt bestellt werden müssen (Küchengeräte, Arbeitsplatte, Regale Speisekammer, Fußleisten, Fensterbänke) … um 2.30 Uhr war dann das Licht aus.
Gestern Abend war Kräfte zehrend.
Erfolgreich einige Treppenstufen von der alten Farbe befreit. Währenddessen hat
Kerl einen WC-Vorwandinstalltions-Kasten neu abgespachtelt, weil der nicht hundert Prozent gerade und rechtwinklig war und sonst die Fliesen schief und unschön sitzen würden.
***
Und den Riss an der Wohnzimmer-Wand, den hat er geöffnet. Das heißt: Putz ab über die gesamte Risslänge und mit irgendwelchen Spezial-Einlege-Gittern und Füllstoffen in mehreren Lagen drüber gehen.
***
Irgendwann gegen Mitternacht dann zu Hause angekommen und versucht zu kochen. Mich plagten allerdings derart stark Bauchschmerzen wie ich sie noch nie hatte, dazu Rückenschmerzen und das Gefühl der völligen Überforderung, zum einen wegen der drei Jahre Plackerei, die hinter mir liegt und der, die noch vor mir liegt. Kurz gesagt: Am Freitag Nacht, kochend am Herd, hatte ich keinen Glauben mehr an irgendetwas Gutes, lediglich den einen Gedanken: dass ich den Rest meines Lebens als Vollzeit-Schwerst-Arbeiterin mit geschundenen Händen, wunden Knien, Bauschmerzen und brennendem Kopf verbringen werde.
Ich glaube, heute nennt man so etwas Burn out, die Betroffenen sind dann für ein paar Wochen krank, dann machen sie zwei, drei Wochen Urlaub und dann geht’s wieder.
Ich stand am nächsten Tag wieder auf der Baustelle.
***
Heute haben wir das Projekt Treppe gut voran gebracht. Nach ein bisschen Üben haben wir jetzt die perfekte Technik raus: Einstreichen, gut dreieinhalb Stunden Standzeit, während der man prima allerlei sonstige Arbeiten machen kann, dann schabt einer mit dem Spachtel die Masse samt Farbe ab und der andere wäscht mit viel Wasser und kräftigem Reiben den Rest der Farbe ab.
***
Kerl hat den Griff der Baustütze, die einen Teil der Last des Daches aufnimmt, abgefräst, den Kanal im Küchenboden für die Bodendose zum Gasherd tiefer geschlitzt, sprich: einen kleinen Kanal in den Estrich geschnitten.
***
Ich glaube, wir waren wieder kurz vor Mitternacht zu Hause. Kochen, essen, schlafen gegen 2 Uhr.
Jetzt habe ich doch wirklich dick die Tränen in den Augen stehen. Zuerst packte ich die Tickets fürs Konzert von Kerls Lieblingsband weg und musst dabei unweigerlich daran denken, dass meine Lieblingsband nicht mehr existiert.
Ich habe es noch immer nicht geschafft, Leucocyte von E.S.T. zu hören.
***
Und dann telefonierte ich gerade eben mit einem Regal-Hersteller, der einfache Holzregale in einer unglaublichen Längen-, Breiten- und Tiefenvielfalt anbietet, wie man sie beim schwedischen Möbelriesen leider vergeblich sucht. Ich hatte trotz bewussten Wählens einer 07-er Vorwahl vergessen, dass ich da ins Ländle telefoniere und hatte prompt einen richtig urschwäbisch sprechenden Brummbär am Ohr.
„Ha klar – des kömmer alles macha. Dees goat scho!“ und „Machet Se halt a Skizze, des muss et schee sei, schreibetse halt no, wiead Maaas send, na schick i Ihna a Agbot per Mail.“
Wie schön. Ich weiß ganz genau: was ich da bestelle, wird exakt so wie es sein soll. Denn wir Schwaben können alles außer Pfuschen ;-)
***
Ach, und unsere neue Spüle ist auch auf dem Weg … sie kommt auch aus meiner alten Heimat. Um genau zu sein: die Firma, die sie herstellt, lag genau auf meinem Schulweg zur Grundschulzeit … eine Querstraße vom Haus, in dem mein Vater noch heute lebt, entfernt. Ich mag solch banale Zufälle.
***
Ach ach, da fällt mir ein, der nette Nachbar, dessen Grundstück seitlich an unsers grenzt, stammt auch aus meiner Heimatstadt. Er lebt allerdings schon über dreißig Jahre hier. Und ist mit seiner Frau gerade auf einer halbjährigen Australien-Reise. Noch ein wunderbarer Zufall.
***
Dass alle Heizkörper bis auf die fürs Bad und das kleine Anbau-Räumchen falsch geliefert wurden, ist weniger schön. Offenbar und zum Glück gibt es dafür eine sehr einfache Lösung, eine Art Adapterstück für jeden Heizkörper, auf dessen Lieferung wir gerade warten. Schade, ich kann kaum erwarten, zu sehen, wie die schönen, altmodischen Röhrenradiatoren unter den frisch geputzten Fenster aussehen.
***
Der Fliesenmensch ist heute auch wieder nicht da. Uffz. Eine Geduldsprobe nach der anderen.